Stellvertreterkriege
Als Stellvertreterkriege werden militärische Konflikte bezeichnet, in denen die eigentlichen Konfliktparteien ihren Konflikt durch andere austragen lassen.
"JEDER KRIEG ist ein
Stellvertreterkrieg",
so sagte ich es früher gern', um die Krieger zu emanzipieren und ihren
Kriegsführern zu entfremden, denn der "einfache Soldat" hat
nur selten Vorteil daraus, ob er andere tötet oder getötet wird.
Aber viele Soldaten sehen sich gerne als Stellvertreter von Gott, Kaiser,
Vaterland, als Stellvertreter von Ahnen und künftigen Generationen, wofür
sich zu töten, getötet zu werden lohne. Und Gänsehaut beim
"Schwur" oder wenn die Obrigkeit in den Niederungen erscheint - und
vielleicht auf die Schulter klopfe - vor oder nach der Schlacht - und solche
Szenen auf allen Seiten. Seit Urzeiten.
Zumindest LOHNT die Frage, ob lohnt, was man als Soldat treibt - für was und wen, wobei die Versuchung groß sein kann, durch Krieg erlangen zu können, was einem nicht zustehen kann.
Das jedoch wird mit dem Begriff "Stellvertreterkrieg" nur selten gemeint sein, allenfalls zur Verunsicherung des Feindes thematisiert, während es in den eigenen Kreisen als "Schwächung des Wehrwillens" usw. in Misskredit gebracht wird oder sogar bestraft.
So bleibt hauptsächlich die erste Zeile oben
zu besprechen und wäre in zwei Fallgruppen zu unterscheiden:
1. Fallgruppe: Dritte Mächte schüren einen Konflikt in einem Staat oder
zwischen zwei Staaten, um aus den Resultaten Vorteil zu ziehen.
2. Fallgruppe: Konfliktparteien plustern ihren Konflikt zur wichtigen Sache von Drittmächten auf, um sie als Bündnispartner einzubeziehen.
Zahlreiche Beispiele gab es während des Ost-West-Konflikts:
In vielen Regionen tobten Kriege und Bürgerkriege, bei denen eigentlich bloß
um Vorrechte der einen Horde gegenüber der anderen Horde ging, sich dann aber
in idealistisches Gewand kleidete.
Es war an der Tagesordnung, dass sich die eine Streitpartei mit
kommunistischen Floskeln in Szene setzte, um die Sowjetunion, Kuba usw. in den
Konflikt einzubeziehen, während die andere Streitpartei für
"Freiheit" und "Gott" zu kämpfen vorgab.
Und wer in solch' Wettstreit Vorlieben hatte, fand davon oft weder in Methoden
und Ergebnissen nur wenig wieder, aber das änderte nur wenig an Position,
"denn die andere Seite war schlimmer". - Und das ist sie vielen noch
heute - und notorische Folge aus dem Dilemma, auf welches sich viele einlassen
- den Streit mit Waffen zu führen statt mit friedlichen
Mitteln.
Und heute ist es in vielen Regionen kaum anders. Zwar ist der Kommunismus von
den Schlachtfeldern (weitgehend) verschwunden, aber dafür ist nun wieder
offener der ethnische Wettstreit auf die Schlachtelder zurückgekehrt,
wenngleich nicht gänzlich auf Idealistisches verzichtend - und für ideal
halten es offenbar noch immer viele, wenn sie einander im Kampf für
"nationale Interessen" oder den "wahren Gott" gegenseitig
die Köpfe abhacken.
- Selbstverständlich sind mit "nationalen Interessen" stets nur die
eigenen gemeint.
- Selbstverständlich ist mit "wahrem Gott" nicht der Glaube des
Feindes gemeint.
Also "klare Fronten" ;-) Und das braucht der Soldat. Denn in
beide Richtungen auf die Bösen zu schießen, wäre überfordernd.
Häufig werden dazu
kleinere Differenzen durch Einmischung aufgebauscht und instrumentalisiert, so
dass die unmittelbar Kriegführenden sich in ihrer Gewalteskalation nicht
selten einbilden, dass die Gewalt in ihrem Interesse liegen würde.
Umgekehrt können Konfliktparteien erpicht darauf sein, ihren Konflikt zu einem Konflikt großer Partner zu machen.
Der Begriff "Stellvertreterkrieg" trifft es nicht immer
Dass sich die Verlierer von Stellvertreterkriegen über die vermeintlich Stellvertretenen beschweren, ist nur selten berechtigt.
Wenn es um Leben und Tod geht, ums Töten, dann sei gesagt:
Jeder muss wissen, was er tut. - Und Mitleid ist nicht immer gut.
Markus S. Rabanus 20170828
>> Stellvertreterkriege und Marionetten - gibt es das? 2022
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