Von Vorwarnzeiten und Frühwarnsystemen
Ja, ich weiß, worauf es sich bezieht, aber die uns bekannten Fehlalarme hätten
auch wir beide als Fehlalarme erkannt, denn nicht erst nach 45 Minuten, sondern
nach 25 Minuten hätten sie ankommen müssen, wenn sie keine Ehrenrunde drehen.
Heute mal wieder eine Reportage bei Phoenix, dass man in den frühen Achtzigern
für 4.000 Berliner bei mir damals ums Eck den U-Bahnhof Spandau als Atombunker
baute.
Heute amüsieren sich die Berichterstatter darüber, von denen damals nicht
wenige glaubten, dass solche Bunker Sinn machen.
Überall wurden Milliarden verbuddelt, die sich nicht wieder rausholen lassen,
weil sich Unfug nicht rentiert.
Und so ist es noch heute mit Fehleinschätzungen zu "Vorwarnzeiten"
und milliardenteuren "Frühwarnsystemen".
Auch ich argumentierte die gesamte "Nachrüstungsdebatte" hindurch mit
der zu kurzen Vorwarnzeit von Mittelstreckenraketen, denn es war eines der
Hauptargumente, aber wie gesagt, die Tridents und anderen Atomwaffen auf
U-Booten haben es näher - und zwar mit Mehrfachsprengköpfen >> Die
gleichzeitige Zerstörung vieler Großstädte als "Versehen"
aufzufassen - und unbeantwortet zu lassen, wird psychologisch schwierig.
"Atomwaffen-Vorwarnzeiten" sind für alle nüchtern studierten
Befehlsregimes vollends illusorisch, denn schon theoretisch nicht in Zeitspannen
der kurzen Flugdauer darstellbar.
Der notwendig gestufte Informationsweg vom "Frühwarnsystem" zum
"Oberbefehlshaber" ist es trotz Kofferträger zu lang, denn auf jeder
Stufe wird man sich fragen, ob die Informationen anders interpretierbar sind. Es
sei denn, es kracht schon.
Exakt aus diesem Grunde wurden und werden auch künftig die Atomwaffen-Codes
in zugespitzten Situationen den Abschuss-Basen vorab mitgeteilt.
Und der Gegenschlag kommt von den Basen, die noch intakt sind.
So ist die wahre Logik. Und die "Frühwarnsysteme" sind eher hauptsächliche Schwachpunkte des gesamten Regimes, denn sie ermöglichen gefährliche Fehlalarme.
Und weiter gedacht >> Wenn tatsächlich die Bedenkzeiten in bemannten "Frühwarnsystemen" und Befehlsketten jede "Vorwarnzeit" überschreiten, dann wäre einzig in Automatisation der Ausweg, aber für alle Automatisation gilt, was schon für den bereits computerisierten Teil der "Frühwarnsysteme" gilt >> zu fehlerträchtig. Darum wird man sich nicht - und darf es auch nicht - auf Vollautomatisierung einlassen.
Der "Atomkoffer", der allen "Oberbefehlshabern" nachgeschleppt wird, ist jedenfalls für den atomaren "Ernstfall" nicht effektiver als es ein Dackel wäre, sondern dient bloßer Protzerei, ist atomwaffenmilitärisch Fake.
Und mir fehlt es an Phantasie dafür, dass die "Oberbefehlshaber"
nicht wissen, dass es Fake ist.
Und mir fehlt es an Phantasie dafür, dass es kein Thema ist. Aber auch ich habe
es mir erst kürzlich so sehr überlegt, muss viele Texte durchschauen, was ich
dort über "Vorwarnzeiten" verzapfte.
Mit dem "Roten Telefon" war ich viele Jahre schneller, dass sich ein nettes Gespräch schlecht führen lässt, wenn versehentlich eine Atomrakete zum Kreml oder Weißen Haus unterwegs ist.
Warum denkt man über solche Dinge nicht genug nach?
1. Die Leut', die solche Systeme entwickeln, verkaufen oder an ihnen sitzend ihre Brötchen verdienen, dürfen a) nicht drüber sprechen, b) werden es auch nicht tun, schon der Brötchen wegen.
2. Aber es gibt genügend Reportagen mit solchen Leuten und verdutzen nur,
wie naiv sie über den "Ernstfall" dachten,
- dass sie tatsächlich glaubten, sie hätten dann noch irgendetwas Sinnvolles
in ihren "Stellungen" auszurichten,
- dass sie es unentwegt "übten", obgleich ihnen überwiegend bewusst
war, dass es das ENDE wäre.
Sie zogen keine Schlüsse daraus. Oder nur wenige taten es und hatten dann aber
nicht den Mumm, ihre Renten durch Plauderei zu riskieren.
Einzelne Nato-Generäle immerhin plauderten wenigstens ein bisschen, aber im Nachhinein war auch das zu dürftig - und wurde obendrein noch davon überlagert, dass sie sich von der Stasi haben unterwandern lassen.
3. Die Konflikt- und Friedensforschung - und auch die Friedensbewegung, lässt sich zu oft bloßen Ekel gegenüber dem Irrsinn genügen und sucht nach friedlichen Alternativen, aber oft kaum effizienter als in der Beurteilung des Militärischen.
dass die durch "Frühwarnsysteme" ausgelösten Fehlalarme nicht
einfach bloß "Ausrutscher" sind, sondern überhaupt das Einzige sind,
was von solchen Systemen erwartet werden kann.
Die Milliarden schweren "Frühwarnsysteme" sind genau so absurd wie
die Milliarden schweren "Atombunker", die mittlerweile fast sämtlich
aus den Programmen genommen wurden, weil für den "Ernstfall" als
Unfug erkannt. Der Unterschied dieser Fehlinvestitionen aber ist, dass die
"Frühwarnsysteme" das Risiko versehentlicher Atomkriege steigern.
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Atomkoffer Atomwaffencode ROTES TELEFON Frühwarnsysteme
Startregimes von Atomwaffen Ernstfall ?
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