Wetterenergie und Speicherstrategie
@Guido M., betreffs der "enormen
Kosten, die erforderlich sind, wenn man diese Schwankungen ausgleichen
will", kannst du Frau Reiche & Co. von mir ausrichten, dass
diese Kosten von meinesgleichen privat gestemmt werden, sobald sie dazu zwei
Hausaufgaben erledigt: 1. Den
gesetzlichen Rahmen für netzdienliche Tarifstrukturen,
2. Beseitigung
bürokratischer Schikanen für Speicher. Letzteres werde ich demnächst mal aus
eigenen Erfahrungen schildern & zwar ganz höflich, denn die Ämter können ja nichts
dafür, was ihnen und uns oft unsinnig auferlegt ist.
Dank enorm gesunkener Akkupreise gibt es
massenweise Anschlussanträge für privat finanzierte Großspeicher, mit denen
sich Lastschwankungen sehr weit ausgleichen lassen.
Die fünf Übertragungsnetztreiber trödeln mit den Anschlüssen, weil an den
Lastschwankungen verdienend & ohne Anreiz zur Speicher-Integration.
Die zweite große Baustelle ist das Speichern im
Niederspannungsnetz = mein Lieblingsthema, denn Speicher im Niederspannungsnetz
hat das größere Potential als die Speicher im Übertragungsnetz, wei sich
jeder Stromanschluss, ob winzig (Wohnungen) oder superstark (z.B. ehemalige
Backfabrik eines Freundes) mit Speichern bidirektional nutzen lässt, ohne dass
dafür ein neuer Netzanschluss gebaut werden muss.
Weiterer Vorteil von Speichern im Niederspannungsnetz ist, dass dortige Speicher
weniger kritische Infrastruktur darstellen, als es mit GW-Akkus am
Übertragungsnetz der Fall wäre.
Im Niederspannungsbereich geht es pro ObjektAkku zwar nicht um Terratwatt & Gigawatt, aber in vielen großen Mietshäusern immerhin um Megawattstunden AkkuKapazität und bei der Brotfabrik wären mindestens 4 Container a' 1 MWh. Dort würde es weniger als 1 Mio. € kosten und den Netzbetreiber nur die eigene Genehmigungsbürokratie.
Es war von der "Ampelkoalition" vorgesehen, die Netzentgelte zu dynamisieren, um netzdienliches Speichern und netzdienliches Einspeisen attraktiver zu machen. Das verursacht keine gesellschaftlichen Kosten, denn die Mess- und Steuertechnik lässt sich locker privat finanzieren und würde spontan netzdienlich sein, denn die täglichen Lastkurven werden es immer hergeben, ganz gleich, ob Wetter, Fossiles oder Radioaktivität verstromt wird.
Die heutige Bundesregierung will das Gegenteil
von netzdienlichen Netzentgelten, z.B. Erhebung nach Anschlussstärke, was
totaler Blödsinn ist - auch im Hinblick auf die Photovoltaik, denn dann lohnen
nur noch nach Süd ausgerichtete PV-Anlagen, während die vielen PV-Anlagen ohne
Akkus sogar viel bedarfsgerechter nach Ost & West ausgerichtet sind.
Na ja, alles noch unklar, aber führt dazu, dass wirtschaftsseitig nichts
planbar ist. Unverzeihliche Trödelei.
Die dritte Baustelle ist die Langzeitspeicherung
>> Allen Gerüchten zum Trotz ist das Langzeitspeichern mit LFP-basierten
Akkus inzwischen wettbewerbsfähig, denn wenig Spannungsverlust. Wir testen es
seit drei Jahren auf unterschiedliche Anwendungen.
Es geht zwar um einige Terrawattstunden, wenn längere Dunkelflaute, aber dafür
bleiben ja fossile Kraftwerke vorgehalten und der Weg zu großen
Speicherkapazitäten ist überhaupt kein beschwerlicher, weil jeder
Kurzzeitspeicher ein Schritt des Weges ist und in Summe über das Jahr mehr
Terrawattstunden fossile Verstromung einspart als an Terrawattstunden für
Dunkelflauten einzusparen wäre. - Vorrausetzung allerdings, dass die Regierung
die genannten zwei Hausaufgaben erledigt.
Bis zur Überbrückung längerer Dunkelflauten tragen auch schon die
netzdienlich aktiven Kurzzeitspeicher zu viel mehr TWh-Einsparung bei als in
viel größerer Terrawattstunden
Die vierte Baustelle ist die Batterie-Chemie
& da müssen die EU-Staaten ihre gewachsenen Abhängigkeiten von China und
seltenen Rohstoffen vermindern.
Mit der Natrium-Ionen-Chemie ist die Energiedichte pro Volumen & Gewicht
zwar geringer als mit NMC und LFP, aber wenn es nicht um mobile, sondern um
stationäre Speicher geht, ist die geringere Energiedichte gar kein Problem.
Die Rohstoffverfügbarkeit wäre besser & alles billiger. Und wie bei NMC,
LFP wird es auch bei den Na weitere Fortschritte geben.
Betreffs Batterie-Forschung steht es um Deutschland nicht schlecht, aber im Unterschied zu China tut unsere Politik zu wenig dafür, dass Industrie daraus wird. Stattdessen werden Milliarden in Gaskraftwerke investiert, von denen es viel weniger braucht, wenn die es genau deshalb braucht,
./.
Idealismus & Experimente kann ich mir nur
deshalb leisten, weil anderes rentabel ist.
Wenn aber große Sachen gelingen sollen, dann braucht es dafür funktionierende
Geschäftsmodelle. Und eben bspw. die lastdynamischen Netzentgelte.
Den Rest macht der Markt.
Zuerst die Leute, die sich richtig dafür
interessieren, also Experten, aber auch meinesgleichen, denen es Nebengeschäft
wäre.
Und schließlich alle, denn der Akku (ob mit oder ohne PV) hat das Potential zur
Selbstverständlichkeit in jedem Haushalt - wie Fernseher & Waschmaschine.
Die Langzeitspeicherung per Akku wird zwar nicht Absicht/Alltag sein, denn
möglichst kurze & viele Zyklen sind einfach wirtschaftlicher, aber der
Hochlauf der Kurzzeitspeicher hat den gleichen Effekt und erübrigt die so oft
viel zu hoch gehängten Probleme einer Langzeitspeicherung.
./.
Den Wetterenergie-Anteil mit dem
Primärenergiebedarf abzugleichen, mache ich ständig, denn nicht nur
interessant, sondern volkswirtschaftlich & ökologisch höchst relevant,
denn vielen ist es nicht klar, dass es Überkapazitäten an Wetterenergie &
Speichern braucht, also zuvörderst um die Erhöhung des EE-Anteils im StromMix
geht.
Abschließend der Hinweis, dass netzdienliche Stromtarife in Ländern wie
Norwegen, Dänemark, Finnland längst bewährte Selbstverständlichkeit sind,
während Deutschland trödelt & trödelt.
Markus S. Rabanus 2025-11
Dem Text fehlen noch Erörterungen bezüglich des
Gleichzeitigkeitfaktors, denn die Strombörsenpreis-Signale genügen nicht und es
braucht unbedingt Bedarfssignale seitens der Niederspannungsnetzbetreiber, die
sich in AkkuAnlagen implementieren lassen, wie wir es im Moment nur sehr
primitiv vermögen, also nur die Wetteraussichten und die Lastdifferenz von
Mittagszeit zu den verbrauchsintensiven Abendstunden berücksichtigen können.
Jeden Tag lassen wir uns zusätzlich Impulse von www.energy-charts.info
des Fraunhofer Instituts geben, aber in Bayern ist halt oft anderes Wetter als
bei uns in Berlin.
Ergänzt werden soll auch noch, wie Investitionen in Speicher kalkuliert werden.
Das darf zunächst sehr grobschlächtig sein und wird sich erst in der Praxis
verfeinern. Parameter bspw. die Strompreisspanne, die Umwandlungsverluste, der
AkkuVerschleiß, Wartung, Bürokratie, ...