Wozu Mittelstreckenraketen?
Lassen Sie mich mal aus Perspektive von Friedensforschung.de vortragen,
durchnummeriert zwecks eventueller Stellungnahme:
1. Die "Vorwarnzeiten" sind schon für die strategischen Atomwaffen
viel zu kurz, um zu gewährleisten, dass es nicht zu einem "versehentlichen
Atomkrieg" kommt.
Der letzte bekannt gewordene "Fehlalarm" (Hawaii Januar 2018) wurde
erst nach "38 Minuten" als solcher erkannt, als würden strategische Raketen vor der Detonation eine Ehrenrunde drehen, denn deren Flugzeit
beträgt zwischen 8 und 25 Minuten, je danach, ob von U-Booten oder von Land
gestartet wird.
2. Jeder Atomwaffenstationierungsort ist potentielles Ziel eines Erstschlags und taugt folglich nicht für "Zweitschlagsstrategien", taugt also nicht für die "Abschreckung", sondern taugt ausschließlich für "Erstschlagsstrategien".
3. Wenn überhaupt "Abschreckung per massiver Vergeltung", dann stünden dafür allenfalls unentdeckt auf Tour befindliche U-Boote zur Verfügung, die jedoch wegen ihrer größeren Autonomie in Sachen Befehlsmanagement ein erhöhtes Sicherheitsrisiko i.Vgl.z. abgeschirmt verdrahteten Befehlsmanagement landstationierter Atomwaffen aufweisen.
4. Und ganz grundsätzlich: Es mag ja sein, dass wir uns wie Wladimir Putin auf die Androhung gegenseitiger Auslöschung verlassen möchten, aber wie wollen sie gewährleisten und rechtfertigen, dass die Risiken daraus auch jenen Milliarden Menschen erwachsen, die mit unseren Streitigkeiten nichts zu tun haben?
5. Ich fordere keine "einseitige
Abrüstung", keine "einseitigen Zugeständnisse", obgleich sowohl
die Overkill-Kapazitäten und der Vergleich von Rüstungsausgaben im
Spannungsverhältnis zwischen Moskau und Brüssel durchaus dazu Veranlassung
sein sollten, aber ich fordere eine sachliche Debatte
- z.B. betreffend der INF-Verifizierungsabreden, die nun schon mehr als ein
Jahrzehnt wegen der Konflikte um Krim, Ostukraine und Syrien nicht mehr befolgt
werden, als dürften solche Maßnahmen auf Eis gelegt werden und seien ohne
eigenen Stellenwert.
- Und desgleichen sachliche Debatte um den Zusammenhang zwischen
Atomwaffenarsenalen und des 2002 ebenfalls von den USA gekündigten
ABM-Vertrags, der fundamental für alle Atomwaffenkommen ist.
6. Ich fordere eine Politik, die zum
Paradigmenwechsel führt, die Friedenssicherung von der Androhung des
"totalen Kriegs", also von der gegenseitigen, militärischen
Abschreckung emanzipiert und sich für Schritte einzusetzt, die dem
völkerrechtlichen UNO-Gewaltmonopol absoluten Vorrang verschafft und so auch
erst die Abrüstung von Nationen ermöglicht.
7. Der Frieden ist nicht daraus, dass wir uns auf Steinschleudern abrüsten, mit
denen wir uns weiterhin bekriegen könnten, sondern aus gemeinsamer Ordnung mit
Gewaltmonopol dieser Ordnung, der sich alle zu beugen haben, es sei denn dem
demokratisch und juristisch.
Markus S. Rabanus 2018-10-25
INF-Vertrag Mittelstreckenraketen Abrüstung Atomwaffen
www.Friedensforschung.de |