Holocaustleugnung
als "notwendige Strategie" von Rechtsextremisten

Der Völkermord an Juden, Sinti und Roma gehörte ebenso zu dem Programm der Nazis wie der räuberische Krieg und die erbarmungslose Verfolgung jeglicher Opposition bis hinein in die eigenen Reihen.

Mit all diesen Wahrheiten tun sich heutige Faschisten schwer, denn diese Verbrechen lasten auf ihren nationalistischen und rassistischen Programmen wie eine unbezahlbare Hypothek.

Und was heutige Nazis weder "bezahlen" wollen noch könnten, wird von ihnen deshalb relativiert oder sogar geleugnet.  >> 

Beides ist strafbar: 

§130 StGB. Volksverhetzung 
... 
(3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost. 
...  >> 
vollständiger Wortlaut

"Und wenn sich einer irrt?" 

Bekanntlich schützt Irrtum vor Strafe nicht, zumindest dann nicht, wenn er den Irrtum vermeiden konnte. 

"Irren" beim Holocaust-Thema dürfte da schon recht schwer fallen, denn wenn die Rechtsextremisten einerseits "meinen", dass "zuviel über den Holocaust gesprochen" werde, dann waren ihnen zumindest auch diese Verbrechen so bekannt, dass sie keine Irrtums-Veranlassung geltend machen können. 

Auch die Strafbarkeit der Holocaustleugnung ist Rechtsextremisten bestens bekannt, denn es ist permanenter Teil ihrer Propaganda, dass sie sich hinsichtlich des Holocaust in ihrer Meinung "verfolgt" sehen. Also haben sie Grund genug, sich mit dem Thema Holocaust so gewissenhaft auseinander zusetzen, dass sie sich selbst und der Öffentlichkeit ihre schuldhaften Irrtümer ersparen müssen.  

"Aber niemand weiß genau, ..."

Richtig, "niemand weiß genau" und NICHTS ist die "letzte Wahrheit", aber es geht Holocaustleugnern weder um Geschichtswissenschaft noch um den philosophischen Diskurs zur menschlichen Erkenntnis, sondern um die Entlastung des NS von historischer Schuld. Gegen Meinung und Wissenschaft hat mit Ausnahme von Nazis selbst niemand etwas einzuwenden, aber ob etwas "Wissenschaft" oder Propaganda ist, lässt sich an Methoden und Kontext erkennen. Und dabei fallen dann die Widersprüche bei den Holocaustleugnern auf, dass sie einerseits die Motive der Mörder noch immer ideologisch zu untermauern versuchen, indem sie "den Juden" eine "Sonderrolle" in Politik und Gesellschaft unterstellen, die genau in den antisemitischen Wahn des NS und seiner "Endlösung" führte. Über diesen Widerspruch kann auch nicht hinweg täuschen, wenn jemand den Holocaust getrennt von Antisemitismen in Frage stellt, denn der personale Zusammenhang wird immer klar, sobald man die Autorenschaft recherchiert. 

"Aber es gibt doch auch Übertreibungen"

Papier kann sich nicht wehren. Zweifelsohne gibt es Verfolgte des Nazi-Regimes und Trittbrettfahrer, die Opferzahlen unwahr hoch ansetzen, eigene Angehörige zu Opfern erklärten, aber solche Fälle wurden und werden von Wissenschaft, Opferorganisationen und von den inzwischen geschaffenen Entschädigungsinstitutionen im Interesse der eigenen Glaubwürdigkeit aufgeklärt. 

Und es gibt Neonazis, die auch in unseren Foren als angebliche Antifaschisten mit bewusst zu hohen Zahlen provozieren, um das Holocaust-Andenken zu schädigen. 

Die Übertreibung von Opferzahlen ist ebenfalls für Unrecht und man sollte sie ebenfalls inkriminieren (§ 130 Abs.3 StGB), denn jede wissentliche Unwahrheit im Zusammenhang mit den NS-Verbrechen ist mit der antifaschistische Rechtsordnung unvereinbar, aber dennoch:  die Trittbrettfahrerei und Übertreibung ist weniger wichtig zu bestrafen als die Untertreibung und Leugnung von Opferleiden.

Ich bin Kritiker der im Bau befindlichen Holocaust-Gedenkstätte in Berlin Mitte, weil mein Maßstab an alle Erinnerung und Mahnmale lautet, "dass sie nur so gut seien, was sie bewirken" >> Mahnmal.
Darum aber kann mein letztes Urteil zu dieser Gedenkstätte erst mit ihrem Ergebnis fallen, also auch damit, wie das geplante Informationszentrum das Verbrechen des Holocaust so aufarbeitet, dass es auch bei heutigen Nazis Spuren im politischen Gewissen auf eine Weise hinterlässt, dass sie von der Leugnung zum Lernen aus der Geschichte finden. 

Kein Mahnmal der Welt könnte das leisten, denn meine These steht und bestätigt sich in jeder Diskussion zum Thema, dass Neofaschismus kaum eine andere Wahl bleibt, als durch Leugnung der NS-Verbrechen aus ihrer politischen Abseitsstellung heraus zu kommen, aber der Anspruch, auch diese Gestalten zu "bekehren", sollte dennoch bestehen.  Und tatsächlich geht es um "Bekehrung" im Sinne unüberwindbar innerer Überzeugung und Moralbildung, denn an Aufklärung und Wissen um die NS-Verbrechen fehlt es zumindest den wortführenden Leugnern nicht, die jedoch häufig genug ihre Existenz mit ihrer Hass-Ideologie bestreiten, so lange sich noch Dumme dafür finden, was die antifaschistische Überzeugungsarbeit nicht gerade erleichtert. Deshalb bleibt uns oft nichts anderes als an den gesunden Restverstand ihrer Anhänger zu appellieren, selbst nachzudenken und auch darüber, was Aussteiger aus der rechtsextremistischen Szene über ihre vorherigen Holocaust-Leugnungen zu sagen haben. - Auch das sind Mahnmale und "Denkmale" im antifaschistischen Sinn.

sven200309sv                          

Nachtrag:  Es dauerte keine 10 Stunden, da waren schon die ersten "Unterstützer-Mails" von Rechtsextremisten da, in denen mein Vorschlag "begrüßt" wurde. 
Daran sollte nicht stören, dass es "Beifall von der falschen Seite" wäre, denn der Spruch "Wenn Dich der Feind lobt, hast Du etwas falsch gemacht." ist ohne Wahrheit.  Wahr hingegen ist, dass Feindes Lob Achtsamkeit gebietet. Und was daran störte: 

Hallo Mauline,

mag sein, dass Dein Posting nicht so zynisch gemeint ist, wie es sich liest, aber ich bin gegen jeden Zynismus voreingenommen, der zulasten von Verbrechensopfern geht. 

Richtig aufpassen: Mich stört in keiner Weise, wenn sich jemand zum Anwalt der Täter macht, denn das will unser Recht für jeden anderen Schwerstverbrecher auch. 
Aber die Toleranz hat dort ihre Grenze, wenn solche Wahrheits- Anwälte gar keine Wahrheits-Anwälte sind, sondern sich in ideologischer Mittäterschaft versuchen, in dem sie das unbestreitbare Unrecht als solches in Frage stellen.

Das "unbestreitbare Unrecht" des Holocaust ist eben nicht aus verdreifachten oder gedrittelten "Zahlen", sondern aus der Qualität, dass ein politisches Regime rassistisch motiviert die Massenvernichtung von Menschen betrieb. Und dies nicht als "Ausrutscher" oder "Zwischenfall", "vereinzeltes Versagen", sondern in Konsequenz von jahrelanger Rassenhetze, mit Absicht und System. - Das ist vor allem "Die Wahrheit des Holocaust", weshalb Deine Satire in Sachen "Wahrheitsbeauftragter" als Zahlenmanager  überhaupt nicht greift, sondern nur für Deine "Wahrheit" steht, über den Zweifel an Zahlen das Unrecht relativieren zu dürfen.

Begriffen? Deshalb scheiterte Dein Posting an meiner Forumsverantwortung, damit Du Deine Wahrheit allenfalls dort veröffentlichen kannst, wo Deine "Zweifel" im Zwielicht der dort Verantwortlichen steht - fernab vom Recht und Gesetz, was solche Leute brauchen. Aber auch fernab von politischer Zukunft für den Rassismus, denn die bleibt durch Auschwitz versperrt.

Grüße von Sven20050426  gehacktes Forum  >> DISKUSSION

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