Auslöser
für dieser bis dahin beispiellos großen Friedensbewegung war der
sogenannte "Nachrüstungsbeschluss"
der NATO:
Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen vom Typ "Pershing
2" und "Cruise Missile" in Westeuropa, vor allem in
Westdeutschland, mit denen die USA praktisch ohne Vorwarnzeit innerhalb
weniger Minuten Ziele in der Sowjetunion zerstören konnten. US-Präsident
Ronald Reagan brachte sich damit vielen Menschen in Verdacht, eine
Erstschlagsfähigkeit gegenüber der Sowjetunion aufbauen zu wollen.
Die NATO argumentierte damals, dass es sich um eine
"Nachrüstung" handle, da die Sowjetunion mit ihren atomaren
Mittelstreckenraketen vom Typ "SS-20" Westeuropa bedrohte.
Dieser Vergleich war bei aller Sorge um die Sicherheit Europas jedoch
schief, weil es vor allem um die Frage ging, in welcher Weise sich die
Angriffsfähigkeiten der Supermächte USA und UdSSR gegenüberstanden.
Denn Jahrzehnte zuvor war es im umgekehrten Fall der "Kuba-Krise"
fast zum 3.Weltkrieg gekommen, als die UdSSR versucht hatte,
Mittelstreckenraketen gegen die USA auf Kuba zu stationieren.
Von "Nachrüstung" konnte also keine Rede sein. Erstmals in der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland stand die Bevölkerung
mehrheitlich gegen ein militärisches Unternehmen, an dem sich auch die
Regierung beteiligte. Damals regierte in Bonn eine sozial-liberale
Koalition mit Bundeskanzler Helmut
Schmidt (SPD)
und Hans-Dietrich
Genscher (FDP)
als Außenminister. |