Pazifismus, Bellizismus, Militarismus
im Vergleich ihrer unterschiedlichen "Ultima ratio" = höchste Vernunft, höchste Entscheidungsinstanz
Dem Pazifismus
ist das Gemeinsame Recht der Völker Ultima ratio.
Pazifismus verstehen viele als Friedlichkeit,
aber das ist Unfug, denn dem Pazifismus geht es nicht darum, dass die Friedlichen
friedlicher werden, sondern die Vereinten Nationen zur wahren Hüterin und
Durchsetzerin des Völkerrechts machen und Völkerrechtsbrecher in die Schranken
weisen.
Pazifismus verlangt das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen nicht nur auf dem
Papier, sondern weltdemokratisch mit Justiz und Streitkräften, die stärker sein müssen als die
stärksten Streitparteien, damit streitende Staaten auf zivile Wege gezwungen
werden, also ihre Streitigkeiten nur noch demokratisch, diplomatisch oder vor Gerichten
erledigen können.
Kurzum >> UNO-Gewaltmonopol statt
nationaler Selbstjustiz.
Albert
EINSTEIN sagte: "Das Ziel des Pazifismus ist nur
durch eine übernationale Organisation erreichbar. Die bedingungslose Befürwortung
dieses Zieles ist das Kriterium des wahren Pazifismus." Brief an A.
Morrisett, 21. März 1952, Einstein-Archiv 60-595
Solch' wahrer Pazifismus ist wenig nach Wunsch von lieben
Menschen, die wie Jesus das Böse nur reklamieren, um sich dafür auch noch
kreuzigen zu lassen.
Dem Bellizismus
ist der Krieg Ultima ratio.
Das heißt nicht, dass Bellizisten den
Krieg wünschen, denn Bellizisten können viel friedliebender als Pazifisten,
aber der Unterschied ist, dass die Bellizisten nicht den Vereinten Nationen die
höchste Autorität beimessen, sondern sich selbst nach Gutdünken der eigenen
Regierungen, nach eigenen Interessen statt
Völkerrecht - und nach Maßgabe der eigenen Streitkräfte und Allianzen, so
dass sie letztlich für das "Recht des Stärkeren" eintreten.
Kurzum >> nationale Selbstjustiz statt UNO-Gewaltmonopol.
In der Nachsichtigkeit gegenüber Völkerrechtsbrechern unterscheiden sich
Bellizisten von Pazifisten wahrscheinlich nicht, denn das
Engagement hängt von anderen Umständen ab, von Betroffenheiten, Interessen,
oft nicht nach Prinzipien des Rechtlichen und Ethischen, so auch, ob der Aufwand
lohne, inwieweit Sympathie für die Opfer usw.
Dem Militarismus
ist einfach nur die Faszination für Militärisches typisch.
Solche Faszination kann es sowohl bei
Bellizisten als auch bei Pazifisten geben, aber ganz sicher vermehrt bei
Bellizisten, denn unter Bedingungen des UNO-Streitkräftemonopols wäre weniger
Wettrüsten und folglich das Militärische "langweiliger", der Polizei
ähnlicher.
Militarismus ist hier nur deshalb in die Reihe gestellt, weil oft fälschlich mit
Bellizismus gleichgesetzt. Das soll jetzt den Militarismus nicht
verharmlosen, denn er ist Seuche eigener Art, geringschätzt das
Völkerrecht, verachtet die Diplomatie und erfreut sich steigender
Rüstungsausgaben trotz der "Geld-futsch-Garantie".
Die Diskrepanz von Relevanz:
Die Zeiten, in denen noch von
"Kriegskunst" die Rede war, sind seit Versailles 1919 vorbei. Seither
gibt es keine "Kriegsminister" mehr und nur noch
"Verteidigungsministerien". Auch darum gibt es keine bekennenden
"Bellizisten",
Im Gegenteil beteuern auch die übelsten Schurken den Friedenswillen - und
alle halbwegs Seriösen beschwören hohe Anerkennung für die Vereinten
Nationen, wären theoretisch also "Pazifisten", aber wollen nicht,
dass die Anerkennung in Stärkung umgesetzt wird.
Insofern ist auch unser Staatsdoktrin faktisch "bellizistisch", denn
wenigstens Bemühen hätte zu sein.
Und das ist Versagen mit schlimmsten Risiken, seit das Jahrtausende andauernde
Wettrüsten ins Atomaren Wettrüsten eskalierte, denn so wurde das Konzept
der gegenseitigen Abschreckung a) zum
Permanent-Risiko eines versehentlichen Atomkriegs*, b) zum Feiglingsspiel**, die Bösen würden den gemeinsamen Untergang
nicht weniger als die Guten scheuen.
Bislang ging es "gut", bis es
einmal nicht mehr funktioniert, wenn einem Strolch zu glauben wäre, er fürchte
den Untergang nicht.
Kompromiss per Begriff UNO-Pazifismus
1. Da sich viele nette Menschen in
solcher Pazifismus-Definition eines Albert Einstein und meiner Wenigkeit nicht
wiederfinden, weil im Glauben, dass Gewaltlosigkeit im Umgang mit Gewalttätern
zum Frieden genüge - und ich netten Menschen nicht auf die Füße treten
mochte, spezifizierte ich den Pazifismus zum "UNO-Pazifismus".
2. In Anbetracht der Übermacht lexikalisch häufig trivialisierter Pazifismus-Definitionen, die sich allerdings auch sehr große
Persönlichkeiten zueigen machten, spezifizierte ich den Pazifsmus-Begriff in
die Hauptströmungen "Gewaltlos-Pazifismus" und
"Völkerrechtlichen Pazifismus", letzterer zwecks Klarstellung dann
eben "UNO-Pazifismus".
Markus S. Rabanus 2022-04-28 aus gegebenem Anlass & weil mir meine alten Texte nicht mehr gefallen ;-)
Pazifismus Bellizismus Passionismus Militarismus andere Version
*Versehentlicher Atomkrieg ** Feiglingstheorie ausführlich >> Pazifismus Tagebuch
www.Friedensforschung.de |