"Atomwaffen sicherten uns jahrzehntelangen Frieden" ?

Mit diesem Spruch kommt man uns seit Jahrzehnten, aber er wird davon nicht wahrer, denn es hätte dann weder den Koreakrieg, noch den Vietnamkrieg geben dürfen, die trotz atomaren Wettrüstens Teil des Ost-West-Konfliktes waren, mit weiteren Kriegen und Millionen Toten bis heute, obgleich die Sowjetunion nicht mehr existiert. Aber die Rivaliät setzte sich fort, weil die Weltrivalen immer Gründe schaffen und finden, an ihren ungeheuerlichen Rüstungen einschließlich der Atomwaffen festzuhalten.

"Man kann Vietnam und Korea nicht mit Europa vergleichen!", meint ein gescheiter Freund, aber so gescheit ist der Einwand nicht, sondern bloß europäischer Subjektivismus, denn Fernost hatte und Korea bis heute gleichartige Demarkationslinien, wie eine 28 Jahre Deutschland und Berlin todfeindlich teilte .

Und macht es den Unterschied, dass es in Fernost Bürgerkriege waren, während die Demarkationslinie Deutschlands Folge der Besatzungsmächte war? 

Mir scheint auch das nur Halbwahrheit, denn zwischen den Adenauers und Ulbrichs war schärfster ideologischer Krieg - und bloß deshalb kein heißer, weil Ostdeutschland nicht zu holen war, ohne sich mit der Sowjetunion anzulegen.

Gegenseitige Subversion und Anstiftung zum Aufruhr war immer, aber scheiterte an der Bevölkerung, die glücklicherweise "kriegsmüde" war nach zwei gescheiterten Experimenten, Europa einer deutschen Vorherrschaft zu unterwerfen. 

Die Gelüste der Siegermächte, übereinander herzufallen, dürfen zwar nicht unterschätzt werden, zumal es Forderungen gab und in den Schubladen viele Pläne, aber noch weniger braucht die Kriegslüsternheit überschätzt zu werden, denn auch die Stärksten tun sich leichter, wenn sie die Kleinen verkloppen. Teuer genug - und längst nicht immer erfolgreich.

Dann war da auch noch die Kuba-Krise. Die Menschheit stand trotz Atomwaffen am Abgrund - genauer gesagt: Die Menscheit stand "wegen und mit ihren Atomwaffen" am Abgrund. Und hätte es fast geschafft, denn 40 Jahre später kam heraus, dass ein sowjetischer U-Boot-Kommandant sich bereits im Atomkrieg glaubte und den Befehl zum Atomschlag gab. Sein Stellvertreter war dagegen - die Menschheit gerettet. Uns wurde es verschwiegen, damit wir nicht rebellieren gegen den atomaren Wahnsinn. 

Und gegen den Irak wurde sogar mit der Lüge Krieg geführt, Saddam Hussein betreibe ein heimliches Atomwaffenprogramm und verfüge über Massenvernichtungswaffen. Nichts dergleichen hatte er. Alles war gelogen. Also Atomwaffen als Kriegsgund, nicht als Kriegshinderungsgrund. 

"Aber an Nordkorea kann man sehen, dass wenn Saddam Hussein tatsächlich Atomwaffen gehabt hätte, ihm der Krieg erspart geblieben wäre." - So tönen viele Dusselchen in fester Überzeugung, aber Nordkorea hatte jahrzehntelang keine Atomwaffen - und blieb trotz unsäglichem Regimes, großer Klappe und gelegentlicher Ballerei von einer US-Invasion unbehelligt, weil man eben doch ein bisschen aus der Geschichte gelernt hatte, denn am 1.1.1951 sprangen Maos Armeen mit 400.000 Soldaten den nordkoreanischen Kriegern bei - trotz Hiroshima und Nagasaki - und es gab noch keine chinesische Atomwaffe. 

FAZIT: Wer "Atomwaffen sichern den Frieden" glaubt, 

- blendet die Geschichte aus, all' die Kriege, die zu "Stellvertreterkriegen" verklärt wurden, was sie stets nur zum Teil waren, 

- blendet aus, dass die militärmächtigsten Staaten nicht immer glücklich wurden mit ihren kriegerischen Exkursionen, sondern sogar gegen unterentwickelte Länder trotz militärtechnischem Großaufgebot schmachvollste Niederlagen einzustecken hatten,

- blendet aus, dass die militärmächtigsten Staaten längst nicht so hirnlos und kriegsversessen sind, wie es ihre Militäretats und Großmauligkeit erwarten lassen, sich nun ausgerechnet in einen direkten Infight mit ebenfalls starken Mächten zu begeben. Viel typischer war die Praxis der Nadelstiche, die Praxis einander die Bündnispartner zu nehmen,

- blendet die Vielzahl von "Vorfällen" aus, bei denen uns ein versehentlicher Atomkrieg geblüht hätte und weiterhin droht, weshalb die Logik lautet: Atomwaffen können keinen Frieden sichern, sondern sichern bloß, dass es die Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs überhaupt gibt. 

Atomwaffen sichern den Frieden NICHT.

Markus S. Rabanus  2017-08-27

 

Sicherten die Atomwaffen den Ost-West-Frieden?  27.04.2008

>> Atomwaffenlexikon

>> Atomwaffenverbot

>> UNO-Pazifismus

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Der Verstand muss schärfer sein als alle Munition.